| Das Leben der Heiligen Notburga von Rattenberg/TirolSeit dem frühen 13. Jahrhundert wurde die Tradition der Verehrung der Heiligen Notburga in mündlichen Berichten der Gläubigen über Jahrhunderte hinweg vererbt. Der Überlieferung nach stand Notburga als Köchin und Magd in den Diensten einer Grafenfamilie auf der Rottenburg bei Jenbach/Tirol. Notburga zeichnete sich durch große Frömmigkeit und Fürsorge für die Armen aus, die sie mit den übriggebliebenen Speisen der gräflichen Küche versorgte. Von der hartherzigen Gräfin wurde sie daraufhin verstoßen und arbeitete dann bei einem Bauern in Eben am Achensee. Als die Schloßherrin auf der Rottenburg schwer erkrankte, bat der Graf Notburga darum, zurückzukommen und die kranke Gräfin zu pflegen. Notburga konnte dort auch ihre Fürsorge für die Armen wieder aufnehmen und starb am 14. September 1313. Erst im Jahr 1622 wurde die Lebensgeschichte der Heiligen nach eigenen Nachforschungen des Arztes Hippolyt Guaronini schriftlich niedergelegt. Erste belegbare Zeugnisse der Heiligenverehrung von Notburga stammen aus dem Jahr 1434: Am 20. August wurde In Eben am Achensee eine kleine Kapelle zu Ehren der Heiligen Notburga neu geweiht. In den nachfolgenden Jahrhunderten breitete sich die Verehrung der Heiligen Notburga von Tirol und der Steiermark bis nach Bayern und Slowenien aus, was viele kunsthistorische Zeugnisse berühmter Künstler aus der Zeit belegen (Kirchen, Kapellen, Bilder und Figuren). Ein offizieller Heiligsprechungsprozess der Notburga war in den Zeiten des auslaufenden Mittelalters und der beginnenden Neuzeit wegen der damit verbundenen hohen Kosten und erforderlichen Beziehungen zum Vatikan für die besitzlose Landbevölkerung nicht möglich. Da es sich Im Mittelalter nur der Adel, wohlhabende Stände und geistliche Orden leisten konnten, Heiligsprechungsverfahren ihrer Angehörigen zu finanzieren, gab es bis dato nur Heilige aus Adelsgeschlechtern, aus Orden und wohlhabenden Familien.Erst im Jahr 1862 wurde der Kult und die Verehrung der Heiligen Notburga nach vielen Bemühungen durch Papst Pius IX bestätigt. Die Heilige Notburga, die mit Schlüsselbund, Sichel und Brotkorb dargestellt wird, wird als Patronin der Bauern, Dienstmägde und der Armen sowie vieler Trachten- und Heimatverbände verehrt.
Die Heilige Notburga verbindet mit dem Heiligen Isidor, dass beide als erste Volksheilige und Vorbilder für die einfache Bevölkerung von der Kirche anerkannt wurden.
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